ELVIS COSTELLO wiederholt sich nicht. Er umkreist Genres, wechselt Tonlagen, schreibt Songs, die sich nicht fassen lassen, und bleibt dabei immer ganz bei sich. Seit Ende der 70er macht er aus Pop eine offene Form: Punk mit Haltung, Soul mit Ironie, Jazz mit Kante, Americana ohne Nostalgie. Die Stimme: markant. Der Kontext: ständig in Bewegung.
In Aalen trifft Costello auf das Ensemble, das weiß, wie man große Formen auf Spannung hält: die WDR Big Band – vielfach Grammy-prämiert, international besetzt, jeder Ton ein Statement. Die Leitung übernimmt Michael Leonhart, Arrangeur, Multiinstrumentalist, stilistisch ungebunden. Für dieses Projekt hat er ausgewählte Songs aus Costellos Katalog neu geformt – keine Hommage, sondern ein Dialog auf Augenhöhe.
Dass Costello sich auf ein solches Projekt einlässt, überrascht nicht – in seiner Karriere hat er mit der Hip-Hop-Formation The Roots, dem Barockorchester The Brodsky Quartet oder Soul-Ikonen wie Allen Toussaint und Burt Bacharach zusammengearbeitet. Sein Repertoire ist kein Museum, sondern ein lebendiges Archiv – offen für neue Lesarten, für riskante Brüche, für unerwartete Schärfen. Mit der WDR Big Band bekommt diese Offenheit ein neues Klanggewand, das detailreich, energetisch und unberechenbar ist.
Das Aalener Jazzfest bietet dafür genau den richtigen Rahmen. Ein Publikum, das zuhört, ein Raum, der trägt – und die Lust, etwas zu hören, das man nicht aus der Playlist kennt. Ein Abend, der Jazz nicht definiert, sondern ihn zur Sprache kommen lässt – zwischen Künstlern, die sich nicht erklären müssen, sondern einfach spielen.
MAX THE SAX – Groove als Haltung, Sound als Statement
Markus Ecklmayr alias Max The Sax ist kein klassischer Saxofonist. Er ist ein Performer, der den Club auf die Bühne bringt, das Instrument durch den Loop jagt und zwischen Jazz, Funk und elektronischer Tanzmusik eine ganz eigene Sprache findet. Als langjähriger Wegbegleiter und Tour-Saxofonist von Parov Stelar hat er die Bühnen der Welt gesehen – doch längst steht er mit seinem eigenen Projekt im Zentrum. Seine Konzerte sind ekstatisch, energetisch und voller improvisierter Klangentladungen, bei denen keine Grenze zwischen Bühne und Dancefloor bleibt.
Das Saxofon übernimmt dabei nicht nur die Melodie – es wird zum Motor. Max phrasiert, schichtet, jagt durch Effekte, spielt mit Erwartungen und bricht sie. Der Live-Sound ist elektronisch geprägt, doch nie glatt – hinter den treibenden Beats steht eine echte Band mit musikalischer Substanz. Jazz ist hier weniger Genre als Haltung: Offenheit, Risikobereitschaft und der Drang, das Publikum in einen kollektiven Moment zu ziehen.
Mit seiner neuesten Musik führt Max diesen Ansatz weiter, indem er sich noch kompromissloser zwischen analogem Spiel und digitalem Sounddesign bewegt. Ob auf Festivals, in Clubs oder auf klassischen Bühnen – seine Konzerte sind keine Retro-Show, sondern ein Blick nach vorn: Was passiert, wenn Jazz tanzen will?
Einlass: 19:00 Uhr (KubAA) / 21:00 (The Room)