Heute Abend: Lola Blau - Musiktheater gegen das Vergessen nach Georg Kreisler
Heute Abend: Lola Blau für eine Sängerin/Schauspielerin und Klavier ist das wohl erfolgreichste Stück Georg Kreislers (1922-2011).
Dieses schrieb und komponierte er 1971 innerhalb nur weniger Wochen für seine damalige Lebensgefährtin Topsy Küppers, die es am Wiener Theater in der Josefstadt uraufführte.
Das Stück erzählt von der Karriere einer jungen Bühnenkünstlerin, beginnend in der Zeit des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland 1938. Lola Blau geht über die Schweiz ins Exil nach Amerika, wird berühmt, verliert ihre Illusionen und kehrt nach dem Krieg nach Wien zurück. Dort angekommen realisiert sie bald, dass der Krieg zwar vorbei ist, sich in den Köpfen der Menschen aber nicht viel geändert hat.
Georg Kreislers Musical für eine Schauspielerin ist ein brillantes Musiktheater mit virtuos-witzigem bis melancholisch-tiefgründigem Musik- und Textmaterial. Seit seiner Uraufführung hat Heute Abend: Lola Blau nicht an Aktualität verloren.
In ihrer Inszenierung verwebt Sabine Fischmann die Geschichte von Lola Blau mit O-Tönen der Holocaust überlebenden Zeitzeuginnen Aviva Goldschmidt und Eva Szepesi. Auf diese Weise entsteht eine sehr berührende Mischung aus Musik, Theater und Dokumentation gegen das Vergessen.
„Lola Blau ist die Geschichte einer Ohnmacht. Lola steht dem Antisemitismus ebenso ratlos ohnmächtig gegenüber wie dem eigenen Judentum. Sie ist ohnmächtig gegen die sturen Schweizer, wütet ohnmächtig gegen die Sex-Karriere in Amerika und zum Schluss ist sie wieder ohnmächtig gegen
die österreichischen Ewig-Gestrigen. Sie will eigentlich nichts als ein bisschen tanzen und singen und ihrem Publikum Freude machen. Aber sie muss einsehen, dass es nichts nützt, nur einen kleinen bescheidenen Platz an der Sonne erhaschen zu wollen. Jeder Mensch muss vor allem versuchen, die Hindernisse, die die Sonne verstellen, für sich und seine Mitmenschen aus dem Weg zu räumen.“ (Georg
Kreisler)
Sabine Fischmann: Gesang/Schauspiel/Regie
Markus Neumeyer: Klavier
Cornelia Niemann: Konzeptionelle Mitarbeit
© Veranstaltungsfoto Petra Bruder
Einlass ab 18:30 Uhr